27. August 2017

Urlaubsimpressionen

Guten Abend und ein herzliches Willkommen in meiner neuen Schatzkiste!

Ich muss gestehen, dass ich die 'Einleitung' für solche Unterfangen immer außerordentlich schwierig finde, weil ich keine konkreten Fakten darüber nennen kann, was hier passieren wird.
Oder ob hier überhaupt regelmäßig etwas passieren wird...
Die Sache ist die, dass ich wirklich wenig Zeit habe. Gleichzeitig ist mir klar, wie wichtig es eigentlich für mich ist, regelmäßig zu schreiben und meine Gedanken festzuhalten, weil mir das einfach sehr gut tut.

Mein Alltag besteht aus einer 60-Stunden-Woche; Arbeit und Abend-Studium. (Ohne Lernen, ohne Fahrzeiten, ohne Haushalt...)
Ich strauchle manchmal wochenlang von einer Pflicht zur Nächsten und es bleibt so viel auf der Strecke, was eigentlich so wichtig ist. Aber ein bisschen muss ich noch durchhalten, dann ist zumindest das Studium geschafft, denke ich mir jedes Mal und versuche mich an diesen Gedanken zu klammern.


Burn-Out ist für mich kein Thema (mehr). Wer mich kennt, weiß, dass ich in der Vergangenheit schon einmal Bekanntschaft mit chronischer Erschöpfung und auch Depressionen gemacht habe. Allerdings sind das Dinge, die ich lange hinter mir liegen und für die ich meiner Einschätzung nach kein Risiko-Kandidat mehr bin. 

Mein Leben ist nämlich eigentlich ziemlich sorgenfrei. Ich wohne mit der Liebe meines Lebens und zwei zuckersüßen Katern in einem schönen, gemütlichen Zuhause. Wir haben keine Geldsorgen. Mein Job ist halbwegs erträglich, wenn man viel an den Feierabend und das nächste Wochenende denkt... :P
In meiner Familie läuft es harmonisch und meine Freunde sind die Besten.
Keine gute Grundlage für Depressionen. =)

Dennoch war etwas nicht in Ordnung, wie ich bald nach Beginn der Sommerferien gemerkt habe. Die heiß ersehnte Erholung wollte sich einfach nicht einstellen. Ich dachte, dass es vielleicht daran liegt, dass ich, auch wenn ich nun sechs Wochen schulfrei habe, ja trotzdem noch 43,5 Stunden die Woche arbeite und blickte hoffnungsvoll den drei Wochen Urlaub entgegen, die kurz bevor standen.
Aber auch dort kam wenig Entspannung auf. Ich hatte das Gefühl, dass ich immer unausstehlicher wurde, je mehr ich nach dem Gefühl von sich auflösender Last suchte.
In den drei Wochen waren wir auch zehn Tage in Italien und ich versuchte es dort auf den eingefangenen Infekt, die gefühlten einhundert Mückenstiche und die zehn Tage miserablen Schlaf zu schieben. (Mein Bett war die ollste Pritsche, auf der ich je schlafen musste...)

Nun sind wir seit einer Woche zurück, ich war auch schon wieder arbeiten und habe mich die letzten Tage verzweifelt gefragt, was passiert ist, dass in fast sechs Wochen Ferien gerade mal halbherzig gute Laune in mir aufkommen konnte.
Und da war sie dann doch plötzlich kurz da, die Angst vor dem großen Burn-Out-Monster.
Wo war sie hin, meine Motivation?
Wann war das passiert?
Was war überhaupt los mit mir, dass ich in meinem Schlösschen so trübsinnig sein konnte?

Ich hab sofort irgendwie angehalten. Habe das bisherige Jahr in meinen Gedanken abgesucht und genau das getan, was das Richtige war.
Anhalten.
Nachdenken.
Mich und die Geschehnisse in meinem Leben betrachten und bewerten.
Mal durchatmen und wirken lassen.
Bauch und Kopf eine Chance geben mal zu arbeiten und sich zu so vielen, einfach nur überflogenen Dingen eine Meinung zu bilden.

Ich habe mich die letzten Tage also bewusster mit mir, meinem Leben und dessen Inhalt beschäftigt und kapiert, dass ich mich in den letzten sechs Semestern zu lange in den Zombie-Modus geschaltet habe.
Das letzte halbe Jahr immer häufiger, einfach um durch diese Horror-Wochen zu kommen.
Familie abfertigen. Freunde abfertigen. Den Haushalt halbwegs abfertigen. Arbeit im Standartbetrieb. Neuen Lernstoff reindrücken und alten sofort Löschen, weil kaum Kapazitäten frei sind. Wie ein Roboter bis zum Ende diesen Jahres durchmarschieren und versuchen alles irgendwie ein bisschen abzudecken.
Halbherzig und unterschwellig mit Stress behaftet.

Und dann habe ich es trotz all der Anstrengung und Bemühungen nur geschafft in der Schule einen Schnitt von 2,5 zu erreichen, was mich mehr getroffen hat, als ich anfangs gedacht habe.
Für diesen 'Scheiß' vernachlässige ich so vieles, weil die ganze Zeit, die ich dort hineininvestiere nunmal für Freunde und Familie fehlt und dann schneide ich nur so durchschnittlich ab...
Fast jedes Wochenende haben wir hier zu dritt gesessen und gelernt, aber durch meine arbeitsbedingten Fehlzeiten hat es für mehr nicht gereicht. Abwertung hier, Abwertung da. Klausur 1-, mündlich 2, 30% gefehlt, Zeugnisnote 3. Akte geschlossen.
Es ist so ärgerlich, aber ändern kann ich es auch nicht, weil ich nunmal arbeiten gehen muss. =/

Aber ich verliere den Faden...
Mit meiner oben beschriebenen Augen-Zu-Und-Durch-Strategie habe ich es geschafft, die letzten drei Jahre irgendwie zu 'meistern', dennoch ist sie nicht wirklich die Richtige, wie ich in den letzten Tagen Fehlersuche erkannt habe.
Ich weiß, dass ich mich noch bis Ende des Jahres zusammenreißen muss, auch wenn ich niemanden mehr abfertigen will.
Aber vor allem muss ich aufhören mein eigenes Seelenleben außer Acht zu lassen und mich selbst nur abzufertigen.

Ich habe mich in sieben Tagen in denen ich ganz normal arbeiten musste, mehr erholt, als in drei Wochen Freizeit, weil ich mal wieder richtige Gespräche geführt habe.
Aufmerksam.
Über Dinge, die MIR wichtig sind und die mich wirklich interessieren.
Ich habe mal wieder RICHTIG Musik gehört.
Nicht nur die übliche, beiläufige Randbeschallung, sondern so richtig. Mit Zuhören und Fühlen und Schweifen und Schwelgen.

Und ich habe mich einer meiner letzten beiden 'Altlasten' gestellt:
Dem Dachboden.
Das mag jetzt komisch klingen, aber es ist so, dass der Dachboden unserer Wohnung mein eigenes Zimmer ist.
Als ich mit meinem Freund zusammengezogen bin, ist der Großteil meiner alten, eigenen vier Wände dort oben gelandet.
Auch Material für Wunschprojekte kam nach und nach hinzu und ich habe das Zimmer regelrecht zugehortet.
'Ich brauch das noch!', 'Das kann man noch gebrauchen!', 'Ich kann das nicht wegschmeißen, weil...', dass sind die Standardsätze aus dem letzten Jahr.
Heute bin ich dann die Treppen hinaufgestiegen und habe festgestellt, dass ich die ganze Zeit völlig unsinnig einen riesigen Haufen Gerümpel behüte, für den ich keine Zeit finde. Noch nicht einmal nur dazu ihn lediglich aufzuräumen.

Mir ist auch endlich klar geworden, woher das kommt.
Als mein Freund und ich damals zusammengezogen sind, hatte ich natürlich ein bisschen Angst. Das war das erste Mal, dass ich nur mit meinem Partner zusammenlebe und mir eine Wohnung teile (und meine Erfahrungen aus WGs waren auch eher so mäßig...).
Dann hatte ich auch nie wirklich viele (tolle) Besitztümer. Oder viel Geld für Neue.
Was, wenn es doch nicht klappt, mit dem Zusammenwohnen?
Vermutlich ein Gedanke, den die meisten Menschen in ihrem Leben einmal haben.

Natürlich habe ich schon lange festgestellt, dass das Zusammenleben mit meinem Freund (für mich) wunderbar klappt. Ich empfinde es als überaus harmonisch und liebevoll und möchte unser Zuhause und unsere gemeinsame Zeit niemals mehr missen.
Aber ich war das letzte Jahr über viel zu beschäftigt mit anderen Sachen und habe es dadurch verpasst, dass es in meinen Ängsten und Gewohnheiten 'Klick' machen konnte.
Die letzte Woche ist es dann passiert, nachdem ich das alles hinterfragt habe und mir konnte wirklich bewusst werden, was ich eigentlich alles habe und wie gut es mir geht.
...Ich bin schon die ganze Zeit in Sicherheit.
Was für ein überragender Gedanke!
>>Zuhause <<
Mit dem besten Menschen auf der großen, weiten Welt.

Sobald das tief in mir angekommen war, habe ich mir eine Rolle Müllsäcke geschnappt und bin die Stufen hochgestiegen.
Und auch wenn ich noch nicht fertig bin mit Entrümpeln, so geht es mir jetzt schon viel besser.

Genauso verhält es sich aber auch mit meinen alten 'Hobbies' und denen, die ich gerne für mich entdecken möchte.
Ich habe mich seit Jahren geistig so darauf trainiert, nicht zu vergessen nicht nur zu arbeiten, sondern auch zu leben, um seelisch gesund zu bleiben, dass ich ständig nach neuen Projekten suche.
Dabei habe ich die Alten noch gar nicht abgeschlossen, oder manchmal überhaupt noch nicht angefangen.
>> Weil ich keine Zeit habe. <<
Ich weiß, dass ich keine Zeit habe, aber gleichzeitig ist es, als würde ich versuchen, mich zu beschützen und das vor mir selbst geheim zu halten, in dem ich mir immer wieder was neues Ausdenke.
Was natürlich nicht funktioniert.

Für den Mangel an Zeit gibt es auch bis Ende des Jahres keine Lösung.
Aber zumindest konnte ich mir selbst etwas Frieden verschaffen, in dem ich mir Zeit für mein Innenleben genommen habe.
Ich habe mein Problem erkannt und weil man Zeit eben nicht selber spinnen kann, muss ich mir zumindest wieder angewöhnen, mal anzuhalten und die Dinge Revue passieren zu lassen.

Mal quatschen gehen, statt sich hinter Netflix zu verkriechen. 
Mal Musik hören, ohne dabei drei andere Sachen zu machen.
Mal wieder schreiben und in sich hineinfühlen.
Die Welt mal wieder wirklich wahrnehmen.

In Italien, zwischen blauen, wolkenverhangenen Bergen und mit den Füßen in klarem Wasser, ist mir nach langem mal wieder aufgefallen, was für wunderschöne Flecken es auf unserer Erde gibt.
Als ich Nachts allein im Garten saß, das Flüsschen das neben dem Haus herfloss, friedlich plätscherte und die Grillen zirpten, wurde mir wieder bewusst, dass die Welt nicht aufhört, wenn ich die Augen schließe und schlafe.

Das es mehr gibt, als Essen, Schlafen, Arbeiten, Putzen, Lernen und gnadenlos kleinportionierte Freude und Freizeit.
Ich konnte es mal wieder richtig fühlen und mir wurde klar, wie sehr ich das eigentlich vermisse und was es ist, dass mir fehlt.
>> Ich will mich und die Welt nicht aus den Augen verlieren. <<

Mein Ziel ist es nun, dass nicht wieder passieren zu lassen, was ich hoffentlich auch ein wenig damit erreichen kann, in dem ich mich ab und an hinsetze und aufschreibe, was in mir vorgeht, denn dazu muss man nunmal innehalten und die Außenwelt, sowie sich selbst betrachten.

Bis Dezember ist es nicht mehr allzu lang und ich habe mir schon ein paar Ziele zurechtgelegt, die ich nach dem Examen in Angriff nehmen will, damit ich mich die nächsten Monate auf etwas freuen und von etwas träumen kann.

Ich möchte mit meiner Nichte schwimmen gehen, die sich einfach immer so sehr freut, wenn wir uns sehen. Und, was mir wirklich Bauchschmerzen macht, meinen (jüngeren) Neffen mal richtig kennenlernen. =(
Natürlich sehe ich ihn öfter mal, aber er wurde letzten Dezember geboren, als ich mitten im Chaos stand und Schlachten mit meinen Nerven und meinen Schweinehunden (es sind mindestens Fünf...) geschlagen habe, um weiter dran zu bleiben.
Mein Bezug zu ihm ist ganz anders, als der zu meiner Nichte und das finde ich wirklich schade.

Auch meine Geschwister und Eltern muss ich häufiger und mal länger als nur 45 Minuten sehen.

Dann will ich damit anfangen regelmäßig schwimmen zu gehen und weiter an meiner Ernährung arbeiten.

Und dann sind da noch meine Freunde:

Ich will mit Nic London sehen, die alten 'Aufräum-Telefonate' führen und vor einer Konzerthalle in der Sonne rumlungern.

Ich will mir mit Nero neue Projekte ausdenken, 'Youtube-Highlights' entdecken und mir mit ihm den Arsch ablachen, auch wenn wir am Ende doch nicht berühmt werden.

Ich will mit Sa-Chan und Neera durch die Stadt bummeln, Adventskränze basteln, Kaffee trinken und selbstgemachte Apfelwaffeln essen.

Mit Kiri über Weihnachtsmärkte bummeln, Kakao mit Amaretto trinken und beim Quatschen auf ihrem Balkon versacken.

Mit Aimée und Fati vor dem N64 versinken, gemeinsam Filme schauen und gute Gespräche führen.

Mal wieder was mit Tobi unternehmen, den ich völlig aus den Augen verloren habe und mir auch die Zeit nehmen können, seine Partnerin mal richtig kennenzulernen.

Mehr mit einem guten Studienkollegen unternehmen, anstatt sich nur zum Lernen zu treffen.

Ich will schreiben und basteln.

Die Welt sehen und mehr erleben als den schnöden Alltag.

Die Seele baumeln lassen.

Ich möchte irgendwann mal heiraten und eine Familie gründen, mit dem Menschen, der mir schon jetzt jeden Tag erhellt und ohne den ich niemals so weit gekommen wäre.

Ich möchte noch eintausend Jahre und länger jeden Abend neben ihm einschlafen und ihn dafür bewundern, was er für ein einzigartiger, wunderbarer Mensch er ist.

Mit ihm unsere eigenen vier Wände erschaffen. 

Ich hab ein gutes Gefühl, wenn ich an all das denke.
Es ist ein Wunderbares und viel zu lange nicht dagewesen und ich werde morgen Abend damit in die Nachtschicht starten. =)

In diesem Sinne noch einmal ein herzliches Willkommen in der kleinen Schatulle, die ich immer dann öffnen möchte, wenn ich kurz davor bin, mal wieder durchzudrehen. =)


Chury.

2 Kommentare:

  1. Schön dich auch endlich hier anzutreffen! :) Ich fand ja schon immer, das du großes Talent fürs Schreiben hattest. Wenn auch nun keine "Storys" mehr so ließt sich das, was du empfindest, deine Wünsche und Sehnsüchte mindestens genauso gut - wenn nicht sogar noch besser! Das bist eben einfach du! :*

    Bei dem schwimmen wäre ich sogar bei - wollte das auch schon länger in Angriff nehmen, aber mit Fati ist das immer recht schwer :(

    Und auch auf die Weihnachtskränze basteln freue ich mich wie bolle! *_*

    Hoffe, ich lese nun wieder öfter von dir!

    xxx
    Aimée

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    1. Danke für den ERSTEN Kommentar hier und die lieben Worte. =)
      Ich schreibe tatsächlich immer noch für mein Leben gern, auch wenn ich das Gefühl habe, dass ich richtig 'warm' werden muss, damit es wieder besser läuft.
      Und auch ich freue mich. Vor allem auf 2018. Ich denke, das Jahr wird wunderschön werden und ich werde die zurückgewonnene Freizeit (hoffentlich) in vollen Zügen genießen und mit Freunden und Familie auskosten können. =)

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