Hallo 2018.
Hallo Freiheit.
Ja, ihr ahnt es vermutlich: Dies hier
wird eine Art Jahresrückblick.
Ein „Jahre“-Rückblick, um genau zu sein.
Meine guten Vorsätze, das Schreiben nicht
aus den Augen zu verlieren, nachdem der Sommer so mau an mir vorbeigezogen war,
konnte ich wie befürchtet leider nicht einhalten.
Ich habe den Rest des Jahres auf
Nachtschicht verbracht.
Das große Lernen kam.
Das gefürchtete Examen kam.
Und dazwischen verstreut tummelten sich
lästige Pflichten, viel zu viele Geburtstagsfeiern, die ich kaum genießen
konnte, Schlafmangel, Sorgen und sososo viel Brechreiz.
Es war so anstrengend, dass ich mich noch
nicht einmal schäme zuzugeben, dass es wie ein (teils körperlicher, aber vor
allem) seelischer Gewaltmarsch war und ich das nicht mehr lange ausgehalten
hätte.
(Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht,
wie ich es überhaupt dadurch schaffen konnte, so geschlaucht war ich den
letzten Monat…)
So vieles hat in den letzten Jahren unter
dieser Doppelbelastung gelitten.
Freundschaften haben sich zerlebt, an die
ich bald wieder richtig anknüpfen möchte.
…Wenn sie denn noch leben.
Ich weiß es nicht, aber ich werde
versuchen es herauszufinden.
Ich habe diesen Weg gewählt und bin
dadurch überall von der Bildfläche verschwunden.
Manche Leute habe ich manchmal sechs
Monate lang weder gesehen, noch gesprochen.
Ich war eine schlechte Freundin, eine
schlechte Schwester, ein schlechtes Kind, eine schlechte Tante und sicherlich
auch eine schlechte Partnerin.
Und während mir das alles die ganze Zeit
klar war, habe ich die paar Klassenkameraden beneidet, die das alles scheinbar
mit so viel Leichtigkeit meistern konnten.
(Natürlich ist mir klar, dass manche von
ihnen bessere Voraussetzungen hatten, als ich z.B. was die Arbeitszeiten
betrifft, aber im Endeffekt hat mich das nur noch neidischer gemacht und nur
wenig aufgeheitert...)
Heute ist der zweite Tag an dem ich mich
wirklich etwas leichter fühle.
An dem ich ganz banalen, einfachen Spaß
hatte und spüren konnte, wie die Anspannung sich etwas in mir löst.
Die letzte Woche gab es in meinem Kopf seit
langem mal wieder Raum für andere Gedanken und ich schätze, dass es so langsam
für mich bergauf geht.
So wie das Tageslicht in den nächsten
Wochen vermutlich bald wieder mehr werden wird, kann ich hoffentlich zu mir
selbst zurückfinden und mein Inneres wieder in Waage bringen.
Aber zurück zu meinem „Jahre“-Rückblick:
Was hat sich in den letzten dreieinhalb
Jahren verändert?
In der Zeit habe ich zwei Mal den Job
gewechselt.
Ich bin umgezogen, habe ein zweites
Kätzchen dazugewonnen und einen Partner gefunden, der die Quintessenz meiner
Willenskraft im Studium gewesen ist.
Er hat mich „gesund“ gemacht.
Mir ein Lebensgefühl gegeben, das ich mir
immer nur vorstellen und wünschen konnte.
Er hat mein Weltbild untermauert und es
zu einer Festung gemacht, auf die ich mich heute zu bauen traue.
Ich weiß nicht, ob ich es erklären kann,
aber alle meine Ansichten beruhten früher auf Hoffnungen und Wünschen.
Ich wusste für mich ganz genau, wie die
Welt sein sollte und wie man sich verhalten muss, damit sie so werden kann,
aber ich wusste auch immer, wie die Welt wirklich ist und dass sie nicht im
Ansatz dem Soll-Zustand entspricht.
Ich habe immer versucht meine Ideale dennoch
irgendwie zu vertreten und auf Hoffnung zu bauen, die meine Zweifel im Zaum
halten sollte.
Das hat auch funktioniert, wenngleich ich
dadurch sicherlich nicht sehr authentisch sein konnte, weil da immer die Angst
war, dass man vielleicht doch einfach nur irgendwelchen Spukgespenstern nachjagt.
Das der Versuch der Welt eine Chance zu
geben damit gleichzusetzen ist, Wassereimer in die Wüste zu schütten, damit
dort hoffentlich bald ein Meer entsteht.
Und dann war ich nicht mehr allein und
alles wurde anders.
Da war plötzlich jemand ganz anders als
alle anderen und er hat mir eine zweite Chance gegeben, was so viele
Lebensbereiche anging.
Meine Existenz. Meine Ansichten. Vertrauen.
>> Vertrauen. <<
Ich war am Ende meines Weges ohne ihn so
voller Misstrauen der Welt und den Menschen gegenüber, dass ich am Anfang unserer
Beziehung oft dachte, dass er allein nicht lange überleben wird.
Ich habe mich gefragt, wie er es mit
seiner Art und seiner Herzlichkeit überhaupt schaffen konnte, so lange
unenttäuscht geblieben zu sein, denn so wirkte er einfach:
Völlig frei von Enttäuschung.
Oder wie es möglich war, dass er es noch
nicht aufgegeben hatte, einfach zu sein, wie er war:
Aufgeschlossen. Ehrlich. Herzlich.
Fast schon naiv vertrauensvoll anderen
gegenüber, ob Freund oder Fremder.
Und am Ende hat mich genau das irgendwie
wieder ganz gemacht.
Zuzusehen, wie es für ihn einfach
funktioniert.
In den Gesichtern anderer Menschen zu
sehen, dass sie genauso erstaunt sind, wie ich es immer war, dass der Typ
einfach so ist, wie er ist und ihre Freude darüber.
Aber am allerwichtigsten ist das
Vertrauen.
Den Glauben, den ich zurückerhalten habe.
Dass es um mich geht. Das ich Wichtig
bin. Das ich Richtig bin, wie ich bin.
Das ich gut genug bin, für so einen
wunderbaren, einzigartigen Menschen.
Ich habe mir jahrelang ausgemalt, dass
sich so eine Beziehung anfühlen muss.
Dass man das dann alles weiß und dass man
es fühlen kann.
Und endlich konnte ich das.
Er ist der erste Mensch, dem ich glaube,
dass er mich niemals betrügen würde.
Der erste Mensch, von dem ich mir sicher
bin, dass er mich niemals anlügen würde.
Der Erste, der meinen Respekt vor ihm
niemals zum Wanken gebracht hat.
In den letzten knapp drei Jahren, hat
sich mein Herz an ihm festgefressen.
Er ist mein erster Ansprechpartner und
Berater.
Er ist mein Zuhause.
Der Mensch, neben dem ich bis ich sterbe
Einschlafen und Aufwachen will.
Meine fleischgewordene Idee von Liebe und
Menschlichkeit für die es keine Steigerung mehr geben kann.
Falls er mal geht, dann werde ich
vermutlich nur alleine bleiben können, wenn ich nicht enttäuscht werden will…
Aber dann wäre ich zumindest allein in
dem Wissen, dass ich einmal das größte Glück der Erde besessen habe und ich
will mir nicht vorstellen, dass dieser Moment jemals eintritt.
Darum an dieser Stelle:
Danke, mein Schatz.
Für jeden Tag. Und jeden Kuss. Und jede
Umarmung.
Jedes Gespräch und jede Sprachnachricht
von dir, wenn du Feierabend und ich endlich Wochenende hatte.
Jedes Telefonat nach dem Du mich gefragt
hast, damit wir zumindest ein bisschen Zeit miteinander verbringen konnten,
auch wenn es durch die straffe, schnöde Routine gar nichts zu erzählen gab.
Danke für jedes zugekniffene Auge, wenn
ich völlig zerstört in meinem Elend, Toast und Netflix saß und den Haushalt
wegignoriert habe.
Für jede Fahrt zur Arbeit, auch wenn du
dann noch später ins Bett gekommen bist.
Für jeden anstrengenden Versuch mir Mathe
näher zu bringen.
Für jedes Zu-Spät-Kommen, weil du noch
kurz anhalten und den kleinen Kater kuscheln musstest.
Für jeden Versuch mich zu wecken, auch
wenn wir danach dann beide wütend waren.
Für jeden Traum, den du mich hast spinnen
lassen, auch wenn er total unrealistisch war und für jeden an dem du
mitgesponnen hast.
Danke für die Hand über meinem Kopf und
an meinem Bauch, wenn ich einschlafe und den Rücken hinter dem ich mich
verstecken darf, wenn ich dann wirklich einschlafe.
Für deine Geduld, deine Ehrlichkeit und
deine Liebe.
Für das Vertrauen, dass Du in mich
investierst und das ich niemals enttäuschen will.
Du hast mein Leben lebenswert gemacht,
als ich so lange auf all die schönen Dinge verzichten musste, die mir immer so
wichtig waren (und sind).
Als ich meine Freunde und Familie kaum
noch sehen konnte, weil so lange so viel zu tun war.
Ohne Dich wäre ich damals verloren
gegangen und ich hoffe, du verlierst niemals diese spezielle Art, die dich zu
dem macht, der du bist.
Für mich, der beste Mensch auf der Welt.
Du bist der lebende Beweis, dass meine
Art die Welt zu sehen keine Lüge und die Hoffnung, dass es noch andere von
diesem Schlag gibt kein Hirngespinst ist.
Du gibst mir die Sicherheit, für meine
Ideale einzustehen.
>> Freiheit. <<
Und Frieden.
Danke.
Vielleicht denkt ihr nun: „Ach, herrjeh…
Was passiert denn nun hier?!“, aber das gerade zu sagen, war einfach wichtig.
Und es ist mir immer ein Bedürfnis, weil
es nicht als Selbstverständlichkeit abgetan werden darf.
Ich bin nicht mehr derselbe Mensch wie
damals und so viel hat sich in den letzten Jahren in mir drin verändert.
Ich konnte so viele Ängste ablegen und so
viele (auch gute) Erfahrungen machen, dass meine Gefühle nicht unerwähnt
bleiben dürfen, wenn ich versuchen will, es irgendwie zu veranschaulichen.
Ich habe im ersten Eintrag schon erwähnt,
dass ich umgezogen bin.
Und auch dieser Umzug hat viel verändert.
Ich konnte daraus lernen, wie es ist,
harmonisch mit jemandem zusammenzuleben.
Wir haben uns ein schönes, halbfertiges Zuhause
gebaut in dem wir uns (denke ich) beide wohl fühlen.
Auch die beiden Kater genießen den Platz.
Ich habe hier meine Ich-lasse-mich-stundenlang-vom-Internet-berieseln-Sucht
abgelegt.
Das ist durch chronischen Zeitmangel
einfach so passiert, so wie der schwindende Kontakt zu meinen Freunden.
Ich habe (zumindest ein bisschen)
gelernt, Geld zu sparen.
Auch im Studium konnte ich tatsächlich
viel lernen.
Von den Inhalten mal abgesehen, habe ich
gelernt, wie man „richtig“ lernt.
Ich habe herausgefunden, dass ich meine
geistigen Kapazitäten davor nie wirklich ausgeschöpft habe.
Und ich habe auch das erste Mal (ganz am
Ende des Studiums) die sagenumwobene Erfahrung gemacht, wie das ist, wenn das
Gehirn streikt und nichts mehr aufnehmen kann.
Eine unschöne Erkenntnis war, dass Vergessen
passiert, man es nicht steuern kann und man sich auch nicht leichter fühlt,
wenn man (endlich…) einen dicken Brocken vergessen hat.
Aber ich werde an dieser Stelle aufhören,
die letzten Jahre nach Erwähnenswertem abzusuchen.
Mein Resume aus der Studienzeit und vor
allem 2017 ist tatsächlich, dass kaum etwas passiert ist.
Ich war in meine Pflichten eingespannt,
wie in einen Schraubstock und habe versucht, mein Ziel zu erreichen, was mir
nun scheinbar gelungen ist.
Ich weiß noch nicht, wohin mich das
bringt.
Ich weiß nicht, wen ich auf dem Weg
verloren habe und wen ich zurückgewinnen kann.
Ich bin dankbar, für dass was ich
gewinnen und erreichen konnte, denn das ist so viel wert, dass Worte nicht
ausreichen.
Für 2018 wünsche ich mir alte
Leidenschaften zurück und Neue in die ich mein Herzblut stecken kann.
Ich möchte Zeit für die Welt finden, die
ich völlig aus den Augen verloren habe.
Mir neue Ziele setzen, die nicht so
schwer zu erreichen sind, wie mein Letztes und die hoffentlich auch bedeutend
mehr Spaß machen.
Ich wünsche mir Ausgeglichenheit und das
ich es wieder schaffe, mich richtig zu fokussieren, was mir vor allem beim
Schreiben aktuell noch schwerfällt.
Ich möchte so viel sagen, weil ich so
lange ruhig war und ich weiß noch nicht einmal genau was das ist, weil einfach
zu viele Themen und Bereiche zusammenlaufen.
Also steht nun Reflexion auf meinem Plan,
damit ich den roten Faden auswerfen kann, ohne ihn irgendwann zu verlieren.
Und ich sehe mich meinem neuen Leben
gegenüber.
Jetzt habe ich meine Freiheit zurück und
kann endlich damit anfangen, sie gemeinsam mit meinen Lieben auszukosten.
Also wenn 2018 nicht großartig wird, dann
weiß ich auch nicht. ;-)
Euch anderen wünsche ich Liebe, Glück und
Gesundheit.
Das ihr Erfolg habt, Euch auf Euren Wegen
Herzlich- und Menschlichkeit begegnen und auch ihr es schaffen könnt, ein
bisschen davon in der Welt da draußen zu hinterlassen.
Das Leben kann so schön sein.
Packen wir es an!
Einen guten Rutsch!
Chury.
Ich freue mich so sehr, das du endlich deine Freiheit und all ihre Güter zurück erlangt hast. Ich wünsche mir so sehr, dich öfters dieses Jahr sehen zu können: Zum Herr der Ringe weiter schauen, zum RPG spielen, zum einfach nur quatschen oder in der Stadt ein Eis essen gehen. Das wäre so toll! *_*
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Aimée